Monat: Mai 2016

Ein alter Bekannter mit neuem Schwung

Andreas Mey ist zum neuen Präsidenten des LV 90 Erzgebirge gewählt worden. Für den 54-jährigen Thumer, der die Nachfolge von Rüdiger Kunze antritt, ist diese Aufgabe nichts Neues. Schon von 2000 bis 2003 leitete er in gleicher Funktion die Geschicke des damaligen LV 90 Thum.

Wie kommt es zur Rückkehr?

Vom Vorstand wurde ich angesprochen, ob ich bereit wäre, die Lücke zu füllen. Und der Verein liegt mir nun mal am Herzen. Ich bin ja fast von Anfang an dabei und war jahrelang fast jedes Wochenende bei Wettkämpfen mit unterwegs. Was waren das für Ausflüge. Die Nächte, in denen ich mir mit Sven Lang ein Doppelbett geteilt habe, werde ich nie vergessen. Genau wie die vielen Erfolge unserer Sportler und die Empfänge danach.

 

Was sind nun die konkreten Ziele?

Ich habe mir auf die Fahne geschrieben, die Wirtschaftlichkeit des Vereins zu sichern. Dabei denke ich vielleicht etwas überregionaler als bisher. Wir müssen über den Tellerrand hinausblicken. Und natürlich soll die sportliche Entwicklung so erfolgreich weitergehen wie in der jüngeren Vergangenheit. Mit Christina und Rebekka zwei Olympia-Anwärterinnen in den eigenen Reihen zu haben, ist eine gewisse Verantwortung, zugleich aber auch eine tolle Motivation.

 

Motivation für den Nachwuchs?

Es gilt, eine gesunde Mischung zu finden – aus jungen Sportlern und Spitzen-Athleten. Natürlich sind prominente Athleten wichtig, um den Verein nach außen hin zu repräsentieren. Aber fast noch wichtiger ist die Arbeit an der Basis.  Wir wollen die Kinder der Region für die Leichtathletik begeistern und so für einen gesunden Unterbau sorgen. Ganz wichtig ist mir dabei der direkte Kontakt. Es war schon in meiner ersten Amtszeit so, dass jeder, der etwas auf dem Herzen hat, zu mir kommen kann. Deswegen werde ich versuchen, möglichst oft selbst vor Ort zu sein.

Ein Schub für den Nachwuchs

Um speziell die Entwicklung junger Sportler voranzutreiben, ist der Förderverein LV 90 Erzgebirge eV ins Leben gerufen worden. Allein schon durch die Mitgliedsbeiträge soll geholfen werden, doch natürlich wollen die Unterstützer beispielsweise bei Wettkämpfen auch mit anpacken. Als Vorsitzender fungiert der 65-jährige Klaus Schubert aus Thum, der bereits in der Vergangenheit viel für unseren Leichtathletik-Verein getan hat.

 

Was ist konkret der Zweck des Fördervereins?

In unserer Satzung ist die Vereinsförderung durch finanzielle und sachbezogene Unterstützung als eins von vier großen Zielen festgehalten. Dazu gehören außerdem noch die organisatorische Unterstützung bei Wettkämpfen und Veranstaltungen, die Vermarktung des Vereins sowie die Stärkung der Popularität, was die gesamte Leichtathletik im Erzgebirge betrifft.

 

Wie äußert sich die Theorie in der Praxis?

Es fängt beispielsweise damit an, dass unsere Mitglieder bei Wettkämpfen als Kampfrichter beziehungsweise Helfer im Einsatz sind. Auch Sachpreise könnten wir besorgen. Besonders am Herzen liegt mir die Anerkennung außergewöhnlicher Leistungen von jungen Sportlern. Wir wollen dafür sorgen, dass diese auch eine gewisse Belohnung finden, um sie bei der Stange zu halten. Auch mit bescheidenen Mitteln lässt sich da einiges zu tun. So könnte ich mir zum Beispiel einen Grillabend für solche Anlässe vorstellen.

 

Woher rührt die Motivation?

Als Thumer Bürgermeister war der Stadionbau in den 1990er Jahren für mich ein großes Projekt. Schon damals habe ich mich im Vorstand des LV 90 engagiert. Kontakt zur Leichtathletik hatte ich aber bereits in meiner Kindheit. Mit 12 Jahren gehörte ich zur Kreisauswahl, die von Rolf Kohlmann trainiert wurde. Damals war ich hauptsächlich im Hoch- und Weitsprung aktiv. Ich finde es toll, dass noch mehr ehemalige Sportler bereit sind, im Förderverein mitzuhelfen. So hat Sebastian Hofmann, der mal deutscher Jugend-Meister über 200 Meter war, die Aufgabe des Schatzmeisters übernommen. Und mein Stellvertreter Ulrich Meyer ist ja auch ein guter alter Bekannter.

Zurück zu den Medaillen

Dreifacher Vize-Europameister?

Wovon viele Nachwuchssportler träumen, hat Dominik Lewin vorgemacht. Der 35-jährige Trainer des LV 90 ging mit gutem Beispiel voran, auch wenn er seine drei Silbermedaillen nicht überbewerten will. Schließlich gewann er sie „nur“ bei der Senioren-Europameisterschaft in Italien. Dennoch muss man diese Weiten erstmal hinbekommen: 15,07 Meter mit der Kugel, 43,35 Meter mit dem Diskus und 54,78 Meter mit dem Speer.

Zufrieden mit der Reise nach Italien?

Auf jeden Fall. In erster Linie war es für mich und meine Familie ja ein Urlaub. Ich habe mich dann nur ab und zu mal rausgeschlichen und bin schnell rüber ins Stadion. Dort habe ich viele alte Bekannte getroffen, was bei den Senioren-Wettkämpfen immer mit das Schönste ist. Die Leistungen selbst, vor allem die mit der Kugel, waren schon okay. Aber sonderlich stolz bin ich auf die Medaillen nicht. Es gibt bestimmt einige Athleten, die in diesen Disziplinen besser sind als ich, aber dort nicht angetreten sind. Vor allem denke ich dabei an die Wurf-Spezialisten von früher. Ich selbst habe mich ja zu meinen Aktiven-Zeiten am Ende mehr auf den Zehnkampf konzentriert.

Wie weit hast Du es damals gebracht?

Als Speerwerfer war ich mehrfacher Landesmeister und bin dann von meinem Heimatverein in Schwarzenberg nach Thum zu Sven Lang gewechselt. Später ging es Richtung Zehnkampf, und mit 19 Jahren sah es ganz gut aus. Ich gehörte zum B-Kader und war auf dem Weg in die nationale Spitze. Mein größter Erfolg war der Sieg bei einem internationalen Länderkampf. Aber dann habe ich mich im Jahr 2000 beim Stabhochsprung-Training so schwer verletzt, dass ich aufhören musste. Damals ist ein Muskel im Oberschenkel fast abgerissen, was aber zunächst nicht richtig diagnostiziert wurde. Es bildete sich eine riesige Narbe, die sich auch heute noch manchmal entzündet.

Und warum tust Du Dir die Leichtathletik noch an?

Als meine Tochter anfing, in einer Bambini-Gruppe mitzumachen, hat es auch bei mir wieder gekribbelt. Der Sport ist einfach ein schöner Ausgleich zur Arbeit. Wenn man so wie ich die ganze Zeit am Computer, im Auto oder in einer Besprechung sitzt und den ganzen Tag Stress hat, braucht man auch die Abwechslung. Das Training ist die einzige Zeit, in der ich komplett abschalten kann. Dann sind da noch die Freunde, die man regelmäßig bei Wettkämpfen wiedertrifft. Und natürlich will ich auch meine Erfahrungen weitergeben – nicht nur im Wurf, sondern auch im Mehrkampf. Sogar Stabhochsprung gehört zum Trainingsprogramm. Es gibt da durchaus einige junge Sportler mit Interesse und Talent.