Monat: März 2020

Am Horizont die Sonne

Nach dem Trainingslager in Wittow kehrt die große Ruhe ein

Wo sonst die Nachwuchssportler auf die nächste Anweisung ihrer Trainer warteten – die einen voller Vorfreude, die anderen mit gerunzelter Stirn – herrscht nun gähnende Leere. Weder in den Hallen noch in den Stadien ist etwas los. Die Folgen des Corona-Virus machen auch vor der Leichtathletik nicht halt, sodass neben dem Wettkampf- inzwischen auch der Trainingsbetrieb ruht. LV-90-Trainer Maik Werner hofft dennoch, dass die Sportler sich individuell fit halten. „So weit es ging, haben wir Trainingspläne mitgegeben.“ Ziel ist, dass alle weiter Sport betreiben. Denn irgendwann – lieber morgen als übermorgen – wird die Normalität zurückkehren. Bis dahin wünschen wir als Verein allen die nötige Kraft, um diese schwierige Zeit zu meistern!

Als Symbol für die Hoffnung, dass alles schnellstmöglich wieder gut wird, kann die Sonne herhalten, die jeden Morgen am Horizont aufgeht. Ein Schauspiel, das sich die 14 Teilnehmer des Trainingslagers in Wittow gleich mehrfach live anschauten. Denn Maik Werner holte die neun und zehn Jahre alten Kinder aus vier Vereinen – neben dem LV 90 waren die WSG Schwarzenberg-Wildenau, der TTL Ehrenfriedersdorf und der TSV Elektronik Gornsdorf vertreten – jeden Morgen früh aus den Federn. Strandlauf an der Ostsee war stets angesagt, um den Kreislauf in Schwung zu bringen. Bei meist schönem Wetter eine optimale Einstimmung für die zwei Trainingseinheiten, die pro Tag folgten.

Trotz der kurzen Ausdauer-Einheiten am Morgen ging es an der Ostseeküste keineswegs darum, Kraft oder Kondition zu bolzen. „Wichtig waren für uns die Basics in Disziplinen wie Hürdenlauf oder Weitsprung“, erklärt Trainer Maik Werner. Technische Abläufe standen also im Fokus. Entweder am Strand oder in der Turnhalle des Jugenddorfs. Das Spielen kam natürlich nicht zu kurz. Entweder die Mädchen und Jungen powerten sich beim Fußball und beim Zweifelderball aus. Oder sie saßen abends bei Gemeinschaftsspielen in gemütlicher Runde beisammen. Der Teamgeist kam also definitiv nicht zu kurz.

Obwohl der Fernseher eher selten lief, waren die aktuellen Entwicklungen in Deutschland und der ganzen Welt auch auf dem nördlichen Teil der Insel Rügen wahrzunehmen. „Natürlich haben wir mitbekommen, was sich abspielte. Aber wir haben uns davon nicht stören lassen“, sagt Maik Werner, der die Nachwuchssportler zusammen mit Bianca Maneck und Marc Kischkewitz betreute. Letzterer hatte im Vorfeld mit seiner Firma „intensivLEBEN“ viel dazu beigetragen, dass das Trainingslager voller Freude über die Bühne gehen konnte. Die Begeisterung der Teilnehmer zeigte, dass sich dieses Engagement gelohnt hat. Und auch wenn nach der Rückkehr der beiden Kleinbusse ins Erzgebirge klar ist, dass jetzt schwierige Zeiten zu bewältigen sind, so ist die Zuversicht doch die größte Kraft, die uns alle antreibt!

 

 

Im Schlamm Bronze erkämpft

LV-90-Starter trotzen bei Cross-DM den widrigen Bedingungen

Als Maik Werner das Freibad-Gelände von Sindelfingen betrat, fühlte er sich an seine Jugend erinnert. Nicht weil der inzwischen 33-jährige Trainer des LV 90 Erzgebirge dort schon mal ins Becken gesprungen war, sondern weil er dort vor knapp 20 Jahren selbst eine Deutsche Cross-Meisterschaft bestritten hatte. Am Wochenende trafen sich die besten Crossläufer aller Bundesländer nun erneut im Badezentrum von Sindelfingen, um die DM-Medaillen unter sich auszumachen. Und wie damals zeigte sich das Wetter von seiner unangenehmen Seite. Denn nicht nur in den Becken war reichlich Wasser, sondern auch auf der Strecke.

„Als wir uns am Freitagnachmittag die 1,1 Kilometer lange Runde angesehen haben, stand bei Dauerregen alles unter Wasser“, berichtet Maik Werner. Ähnliches Wetter hatte bereits bei seinem damaligen DM-Start den Wettkampf zu einer wahren Schlammschlacht werden lassen. „Im Ziel bin ich nur noch mit einem Schuh angekommen, weil der andere im Schlamm stecken geblieben ist“, erinnert sich der LV-90-Trainer und fügt an: „Aber was will man machen? Umzukehren und den Schuh wieder anzuziehen, kostet zu viel Zeit.“ Diese Erfahrung mussten diesmal auch einige Sportler machen.

Unsere neun LV-90- Starter kamen allesamt mit Schuhen ins Ziel, was aber keineswegs heißt, dass es einfach war. „Das Laufen auf solch tiefem Boden ist ein ganz anderes als auf trockener Strecke“, erklärt Werner. Dazu kam, dass sich die Wiesenabschnitte in welligem Gelände befanden und selbst kleine Anstiege somit zur Rutschpartie wurden: „Manchmal sah es so aus, als machten die Sportler zwei Schritte vor und gleichzeitig einen zurück.“

Worauf es also mehr denn je ankam, war der Kampfgeist. Und genau den stellte Christopher Arnold unter Beweis. Auf dem 14-jährigen Zschopauer hatten von vornherein die größten Hoffnungen unseres Vereins geruht. Doch einen Podestplatz schien im Vorfeld kaum erreichbar. Als Bahn-Experte war auch Christopher nicht unbedingt erfreut über den Schlamm. Doch er bewies mehr Kampfgeist als einige Konkurrenten, die mit besseren Zeiten gemeldet waren. „Christopher hat richtig auf die Zähne gebissen“, schildert Werner den 2,2 Kilometer langen Kampf gegen die Konkurrenz, das Gelände und vor allem mit sich selbst. Nach 7:50 Minuten war er überstanden. Belohnung für die gezeigte Moral war die Bronzemedaille, mit der der U-16-Starter die Erwartungen übertraf.

Bei den U-16-Mädchen wurden auch Anne Weißbach (7.) und Tizia Schreiter (8.) zur Siegerehrung aufgerufen, denn Urkunden gab es bis Platz 8. In der U 18 war unser Verein nicht vertreten, weil diese Athleten mit in der U 20 ran mussten. „In der Einzelwertung hätte es so oder so nur fürs Mittelfeld gelangt. Zusammen mit den Älteren konnten wir aber in der Mannschaftswertung gute Ergebnisse erreichen“, begründet Maik Werner diese Maßnahme, die Früchte trug. Schließlich schafften es Lisa Weißbach (29.), Helene Müller (36.) und Anna-Chiara Nitschke (44.) als Siebente der Team-Wertung ebenso in die Top Ten wie in der männlichen Konkurrenz Tilman Reichel (40.), Hendrik Neubert (50.) und Elias Lämmel (61.), die Achte wurden.

„Alle haben unglaublich gut gekämpft“, berichtet Maik Werner. Vor allem vor dem Durchhaltevermögen von Elias zog er den Hut, denn der Gelenauer hielt einer schon länger anhaltenden Oberschenkelverletzung bis zur Ziellinie durch. Auch wenn persönlich keine tolle Zeit herauskam, so sorgte Elias doch dafür, dass der LV 90 als Team in die Wertung kam. Generell wurde der Teamgeist groß geschrieben. „Auf der Strecke ist jeder sein Rennen gelaufen. Aber die gerade nicht im Einsatz waren, haben die anderen super unterstützt und lautstark angefeuert“, schildert unser Trainer den Teamgeist, der auch beim gemeinsamen Abendessen zu spüren war.