Als wäre nichts gewesen

Christina Schwanitz dominiert bei EM in Amsterdam

Verletzungspause? Schmerzen? Handicap? Als wäre nichts gewesen, hat sich Christina Schwanitz vor wenigen Stunden im Amsterdam den EM-Titel im Kugelstoßen der Frauen gesichert. Von den Schulterproblemen, die sie zu Saisonbeginn am üblichen Training gehindert hatten, war nichts mehr zu spüren. Auch die langwierige Knieverletzung, die sie zuvor außer Gefecht gesetzt hatte, konnte die LV-90-Athletin nicht an einem fast schon historischen Auftritt hindern. Und damit ist nicht der Fakt gemeint, dass sie gleich im ersten Stoß die erste deutsche Medaille bei dieser EM erkämpfte. Vielmehr war der Vorsprung fast schon rekordverdächtig, mit dem Christina die Konkurrenz hinter sich ließ. Anderhalb Meter Vorsprung auf die Silber-Gewinnerin hatte schon seit 18 Jahren keine Europameisterin vorzuweisen.

Als gleich im ersten Versuch 20,17 Meter gemessen wurden, schien die alte und neue Meisterin selbst ein wenig geschockt zu sein. „Danach war die Luft raus“, gestand sie wenig später. Doch auch jeder weitere Stoß hätte gereicht, um EM-Gold einzutüten. Nach einem souveränen Auftritt in der Qualifikation wurde also auch das Finale zu einer klaren Angelegenheit. Gleichzeitig tankte Christina wichtiges Selbstvertrauen mit Blick auf die Olympischen Spiele. „Das ist jetzt realistisch und machbar. Es fehlen nur noch 20 Zentimeter zur Jahres-Weltbesten“, sagte die strahlende Gewinnerin vor der laufenden Kamera. Wohl wissend, dass in Rio vor allem mit der Chinesin Lijiao Gong ganz andere Kaliber warten. Sie ist diejenige, die aktuell mit 20,43 Metern die Liste anführt. Sie ist aber auch diejenige, die sich Christina schon bei vielen Wettkämpfen – unter anderem beim Thumer Werfertag – geschlagen geben musste.

Während Christina nun den Fokus auf Brasilien richten kann, ist die ganze Konzentration von Rebekka Haase noch in Amsterdam erforderlich. Und auch unsere Sprinterin erwischte einen guten Tag, gewann ihren Vorlauf in 11,23 Sekunden. Auch im Vergleich mit den anderen „Heats“ der „Qualification Round“ war das eine sehr gute Zeit. Nun gilt es, am Freitag daran anzuknüpfen. 19.15 Uhr steht das Halbfinale im Zeitplan, ehe 21.45 Uhr die endgültige Entscheidung fällt. Die Heimat drückt die Daumen!